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Wo sind wir gerade:

Dornstetten (Germany)

Stand: 09.Juni.2017

Ukraine

Veröffentlicht am 28.05.2017

Tag 36 bis 38:

- Odessa

 

Tag 38 - So. 28.05.2017: Von Odessa nach Tschornomorsk (18km// 3.231km Gesamt)


Trotz Ruhetag starten wir früh in den Tag. Zuerst geht es per Taxi zum Ticketoffice in Tschornmorsk. Zuerst nicht so einfach zu finden, halten wir dann aber eine Stunde später die Tickets in den Händen.
"Nur" noch bezahlen, dafür müssen wir jedoch unverständlicher Weise 2km in den Hafen laufen. Endlich gefunden, kann man nicht mit Karte zahlen, juhuu, die Stimmung steigt :-(. Also auf zum nächsten Bankautomat, doch dieser mag unsere Karten nicht, also per Taxi ins nächste Örtchen und hier klappt es dann im zweiten Anlauf. Und zurück zur Kasse, dort angekommen müssen wir nun dieses Mal in eine Schlange einreihen. Doch irgendwann ist auch das geschafft, leider hat uns das ganze hin-und-her 1,5 Stunden gekostet, die Tagesplanung gerät ins wanken und so geht es schnell zurück in die Stadt bevor die Stimmung kippt.
Der nächste Tagesordnungspunkt sieht vor das wir ein großes Paket mit überflüssigem Equipment nach Deutschland senden. Hierfür hatten wir uns gestern schon einen Karton bei der Post besorgt. Die erste Hürde besteht dann darin, ein Postamt zu finden welches am Sonntag geöffnet hat, dank Google nicht all zu schwierig... Dort angekommen heißt es: "Wir verschicken keine Sendungen nach Deutschland. Das geht nur in Kiew." Was??? Wie??? Zum Glück wird uns nach einigem hin und her ein weiteres Postamt empfohlen, bei dem es evtl. möglich sein könnte.
Also schultern wir unser Paket und laufen einmal quer durch die Innenstadt. Das zweite Postamt sieht dann auch schon anders aus und als wir einen Sticker von "DHL" sehen schöpfen wir neuen Mut. Das ist auch bitter nötig, denn bei so vielen Auf und Abs für die Gefühlswelt sind wir im Laufe des Tages dünnhäutig und angespannt.
Das nächste Tief lässt jedoch nicht lange auf sich warten: Das schöne und sorgfältig geschnürte Paket hat die falsche Aufschrift/Label (ist ja auch von der roten Post, nicht von der gelben...) außerdem müssen wir alles vorzeigen und einzeln abwiegen sowie fein säuberlich katalogisieren. Gut das wir sooooo viel nach Hause senden. Aber auch diese Stunde im Postamt hat irgendwann ein Ende.
7,7 kg gehen auf die Reise. Weil wir schonmal hier sind und die Tagesplanung uneinholsam davon gakoppiert ist, bleiben wir im Postamt sitzen und schreiben in windeseile 12 Postkarten an die Lieben Daheim.
Der eigentlich geplante McDonalds Aufenthalt mit Webseite aktualiseren reicht gerade noch um den geliebten Mc Flurry zu verhaften, bevor es dann zurück zur Unterkunft geht. Die Anspannung weicht auch hier nicht von uns, wir sind ein wenig spät dran, schnell Sachen packen und alles aus dem 4. Stock wieder runter tragen. Dann noch auf dem Weg aus der Stadt einkaufen und besser noch etwas essen.
Jetzt aber auf zum Fähranleger. Nach nur einer stunde Fahrt sind wir gegen 20 Uhr da. Und die Anspannung steigt noch einmal über das Tageshoch hinaus. Hier ist gar nichts los, keine LKW´s, keine Passagiere. Was soll das denn? Nach kurzer suche finden wir dann jemanden vom Wachpersonal. Der ruft zumindest jemanden an und vermittelt uns, wir sollen warten. Das fällt uns gerade sehr schwer, Sind wir zu spät? Kommen wir noch auf die Fähre? Es passt zu diesem Tag...
Nach einer halben Ewigkeit kommt eine weitere Person, uns werden Vorwürfe gemacht, "Warum kommt ihr erst jetzt? Was denkt ihr denn...? (Wir haben am Morgen jedoch die Info bekommen, dass es so passen sollte).
Nach den Vorwürfen ist er dann wieder weg und wir wissen noch nicht wie es weiter geht. Noch eine halbe Ewigkeit später können wir mit unseren Rädern durch den engen und stufenreichen Passagierbereich aufs Hafengelände. Zuerst zur Ticketkontrolle, alles gut, unsere Namen stehen auf der Liste. Dann zum Zoll, "Drugs? Alkohol? Waffen?" >>Nein<<, skeptischer und prüfender Blick... "OK, go...". Nun zur Passkontrolle. Alle Beteiligten freuen sich übrigens tierisch das da noch zwei Radler kommen...
Bei der Passkontrolle kommt es dann zum nervlichen Höhepunkt des Tages. (Bis jetzt konnten wir ja noch hoffen doch noch auf die Fähre zu kommen, wozu sonst diese schleppend anlaufende Prozedur...?). Die Grenzbeamtin bearbeitet unsere Pässe zunächst sehr routiniert doch als sie den Ausgangsstempel setzen möchte, stolpert sie über die unleserlichen Eingangsstempel in die Ukraine (Hatte wir uns nach dem Grenzübertritt noch enttäuscht drüber unterhalten: "Den kann man gar nicht lesen..."). "Wo sind sie eingereist? wie heißt der Grenzposten, die Stadt in der Ukraine, die Stadt in Moldawien? Und so weiter. Ein paar Telefonate für die Beamtin und sehr viele sich überschlagende, ungute Gedankengänge für uns, später gibt es dann doch noch den erforderlich Stempel (nur marginal leserlicher als der gerade Beanstandete...). Nun aber zur Fähre, Fahrräder im Laderaum abstellen und die Kabine beziehen.
Dort angekommen bricht die Freude aus uns heraus. Doch noch geschafft! Doch noch auf der Fähre! Und das Schicksal meint es besonders gut. Außenkabine mit Fenster! Das feiern wir erstmal mit unserem mitgebrachten Proviant. Oben drauf haben wir dann noch eine Unterkunft in Poti, Georgien für unseren Ankunftsabend zugesagt bekommen. Nana (Airbnb-host) stellt uns ihr Appartment zur Verfügung und spricht auch noch deutsch!

 

OHH MAN: Was für ein Tag. Irgendwie war die Welt gegen uns, alles was wir anpackten wollte mindestens erst im zweiten Anlauf klappen... ein Wechselbad der Gefühle ABER: "Am Ende ist alles gut, und wenn es noch nicht gut ist, ist es auch noch nicht das Ende.

 

Das Ende des Tages haben wir schon lange überschritten und wir haben sogar noch die Website aktualisiert und das Schiff ist mit dem Ablegen seit 2 Stunden überfällig... "Da haben auch andere Gegenwind auf ihrem Weg."
Vielleicht geht es nochmal raus an die Reling oder wir schlafen doch lieber gleich ein. Wir nehmen es wie es kommt und machen das Beste draus!

 

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Tag 37 - Sa. 27.05.2017: Von Karnaliivka nach Odessa (83,8km // 3.223km Gesamt)

 

Es war der letzte Morgen für uns in einem Zelt auf Europäischem Boden.

Nach kurzem Nieselregen, war es dann zum Glück nur noch bedeckt für den Rest des Tages.
Um heute nach Odessa zu kommen müssten wir noch einmal kurz durch Moldawien fahren. Dies lief zum Glück komplett reibungslos und ohne weitere Kontrollen (Fahrt durch einen Transit-Korridor).
In der nächsten Ortschaft angekommen, aßen wir gerade unser zweites Frühstück, als wir plötzlich eine große Menschenmenge auf der Straße laufen sahen. Bei genauerer Betrachtung war es dann eine Beerdigung, die auf der Hauptstraße durch die Stadt zog, bei der der oder die Tote öffentlich auf einem Auto lag. Man erweist dem Toten somit die letzte Ehre und dies sehr öffentlich. Der Verkehr stoppte und es war ruhig. Für uns war dies ein sehr ungewöhnlicher Anblick.
Kurz bevor wir dann Odessa erreichten, bekamen unsere Fahrräder nochmal eine Fahrradwäsche, die insgesamt dritte der Tour. Diese war aber auch bitter nötig, da die letzte bereits eine ganze Zeit her war.
In Odessa angekommen holten wir uns erstmal Infos zu Fähre. Tickets könnten wir vor Ort erstmal keine kaufen.
Auf dem Weg zu unserem geplanten Schlafplatz kamen wir dann noch zufällig an einem Fahrradladen vorbei. Hier bekamen wir einen neuen Fahrradständer für Toby und nach über 10 Versuchen in anderen Radläden zuvor auch endlich zwei 1-Liter-Getränkeflaschen für Stephan!
Da wir noch Zeit hätten, gab es dann noch zwei McFlurry pro Person im "Restaurant zur goldenen Möwe" (McDonalds).
Kurz darauf erreichten wir dann die Wohnung von Ruslan, den wir ja vor zwei Tagen auf abenteuerliche Weise telefonisch "kennengelernt" hatten und am Vorabend nochmals kurz Kontakt hatten. Ruslan war noch arbeiten und wir sollten auf seinen Freund warten. Treffpunkt halb 7. Die Zeit verging und es kam jedoch niemand. 18:40, 18:45... Waren wir evtl. falsch oder reingelegt worden. Es herrschte ein komisches Gefühl. Dann kam der Freund mit Schlüssel zur Wohnung aber doch noch. Nachdem wir Anfangs an der falschen Türe standen, war dann letztlich alles Top, inkl. eigenem Zimmer.
Schon am WhatsApp Profilbild hatten wir erkannt, das es sich bei Ruslan ebenfalls um einen Bikepacker handelt. Auch die Wohnung war dann mit viel Radsachen und Reiseutensilien ausgestattet.
Wir duschten, machten Wäsche und bereiteten ein weiteres Paket nach Deutschland vor. Zum Abendessen gab es dann noch unsere Kilometer 3000 Pizza. Wir aßen diese im Stadtteil "Arcadia". Einem einzigen Mix aus Rummelplatz, Bar, Discobereich und Einkaufsmeile direkt am Strand.
Wir waren somit nun auch endlich am Schwarzen Meer angekommen!
Spät Abends kam dann auch Ruslan von der Arbeit heim, er war sehr verschlossen und wir hatten letztlich sehr wenig Kontakt. Trotzdem sind wir Ihm sehr dankbar, das er uns seine Wohnung zur Verfügung gestellt hat!

 

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Tag 36 - Fr. 26.05.2017: Von Kyrnychky nach Karnaliivka (121,8km // 3.139km Gesamt)

 

Als wir am Morgen unsere Sachen packen, fällt plötzlich Toby's Fahrrad um. Bei genauerer Betrachtung, ist es klar, dass der Fahrradständer von Toby durchgebrochen ist (!!). Ohne dagegen auf die schnelle etwas unternehmen zu können, starten wir in den Tag.
Die Straßen sind in sehr gutem bis absolut katastrophalem Zustand. Es gibt Spurrinnen, Schlaglöcher und regelrechte Krater auf der Straße. Die Slalomtour geht also weiter, was mit dem Fahrrad trotzdem noch ganz gut geht. Teilweise ist man sogar so schnell wie die Lkws unterwegs, da diese richtige Kurven um die Krater fahren müssen.
Nach bereits über 100km in der Ukraine, finden wir dann auch endlich einen Geldautomaten und erledigen gleich alle angefallenen Sachen.
Wir kommen gut voran und unser Ziel, der Stadt Odessa, bis auf ca. 80km näher. Leider verliert unser Maskottchen Lino zwischendurch noch seinen Kopf (inzwischen wieder not-operiert...)
Am Abend brauchen wir heute besonders lange für die Suche nach einem wilden Zeltplatz. Nach mehreren Kilometern werden wir dann doch noch fündig und genießen ein leckeres Abendessen. Wir nehmen außerdem noch Kontakt zu Ruslan auf, dessen Kontakt wir über einen Autofahrer erhalten hatten. Wir erfahren zwar nicht sehr viel über Ihn oder was uns erwarten könnte, entscheiden uns aber trotzdem dazu bei Ihm die nächste Nacht schlafen zu wollen.